Blog | Sportliche Hoffnungsschimmer für Kinder in der Krise

Sportliche Hoffnungsschimmer für Kinder in der Krise

Sportliche Hoffnungsschimmer für Kinder in der Krise
Vitalpin 26. März 2021

Ein Jahr Corona nagt an der Volksgesundheit. Neben dem Anteil, den das Virus dazu beiträgt, gibt es noch einen anderen Faktor: Bewegungsmangel.

Besonders Kinder sind betroffen, acht von zehn Kindern bewegen sich nicht mehr ausreichend. Während die ältere Generation durch mangelnde Bewegung schneller altert, warnen Forscher und Trainerinnen seit Monaten vor den gesundheitlichen Folgen der Bewegungsarmut bei Kindern. Denn Bewegung und Sport sind für die Entwicklung der Jungen essenzielle Bausteine. Fehlen sie, gehen motorische Entwicklungsschritte verloren. Das wird Folgen haben, zumal die Entwicklung im Kindesalter von besonderer Bedeutung ist.

Der deutsche Sportwissenschaftler Ingo Froböse bringt es auf den Punkt: „Für Wachstumsprozesse und die Entwicklung bestimmter kognitiver Fähigkeiten braucht es Bewegung. Um zum Beispiel das Knochenwachstum anzuregen, müssen Kinder springen und hüpfen“, so der Präventionsexperte. Doch mit dem Springen und Hüpfen war es nicht weit her, die Sportstätten blieben mehrheitlich verwaist - mit allen Kollateralschäden, die sich hinzugesellen.

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Der Preis der Bewegungsarmut

Der kollektive Muskelschwund hat einen gesundheitlichen und volkswirtschaftlichen Preis und wirft neue Probleme auf. Sportexperten mahnen deshalb zurecht, dass Sport auch in einer Pandemie Teil der Lösung sein muss.

Tennis-Legende Alexander Antonitsch rechnet im Servus TV-Sporttalk vor: „Die sportliche Inaktivität kostet Österreich jährlich 2,5 Milliarden Euro. Würden sich 10 % mehr Menschen bewegen, so würde das 440 Millionen an Einsparungen im Gesundheitsbereich bedeuten.“

Es muss also Bewegung in die Nation kommen – beginnend bei den Kleinsten in den Kindergärten und Schulen über die Sportvereine bis hin zu den gesundheitserhaltenden Sportangeboten für Seniorinnen und Senioren. Doch noch verlangt die Pandemie den Kindern einiges ab und führt zunehmend zu Problemen.

Steigende Belastung durch fehlenden Sport bei Kindern

Gemäß der zweiten COPSY-Studie („Corona und Psyche“) des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf leiden Kinderseelen besonders unter der Coronakrise.

Doppelt so viele Kinder wie bei der ersten Befragung gaben an, keinen Sport mehr zu machen, 40 Prozent berichteten, überhaupt keine Bewegung mehr zu haben“, so die Studienleiterin Professor Ulrike Ravens-Sieberer.

Stattdessen verbringen die Kinder immer mehr Zeit mit dem Smartphone oder am PC – auch wegen des Home-Schoolings. Läuft unsere Gesellschaft Gefahr, die junge Generation an die Spielkonsolen zu verlieren?

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Sportliche Lichtblicke

Bei allen alarmierenden Entwicklungen im Sport, gab und gibt es inmitten der Pandemie auch Lichtblicke. Vor allem im alpinen Raum, wo Seilbahnen für die einheimische Bevölkerung ihre Anlagen in Betrieb hielten – trotz Verlusten. Dass die geöffneten Skigebiete in Österreich und der Schweiz den Kindern zumindest diese Sport- und Ausgleichsmöglichkeit und damit einige unbeschwerte Stunden im Schnee ermöglichen, war für viele ein Rettungsanker. Der alpine Wintersport bot eines der wenigen verbleibenden Ventile für Bewegungshungrige und war deshalb in der kalten Jahreszeit wichtiger denn je.

 

Bewegungsförderung Ski Alpin

Bewegungsförderung Ski Alpin

Um Kinder wieder motorisch zu fördern, muss nun viel getan werden. Der Blick in die Skigebiete macht hinsichtlich der Bewegungsförderung der Jugend Hoffnung. So gibt es alpenweit viele Initiativen zur Förderung des Nachwuchses im Wintersport. Durch subventionierte Programme erleben Kinder hautnah, dass Bewegung emotional und physisch Berge gibt. Initiativen für die Jugend gibt es in allen Alpenländern. Sie reichen von regelmäßigen Angeboten der Seilbahnen bis hin zu Kursen und Einzelevents, die von unterschiedlichen Organisationen durchgeführt werden.

Welche Initiativen gibt es international in den Alpen?

Eine Liste von weiteren Angeboten findet ihr hier.

  • In Deutschland schloss sich der Deutsche Skiverband mit verschiedenen gesellschaftlichen Kräften zusammen, um ein ganzheitliches Nachwuchsprojekt aufzustellen. Im Rahmen dieses Programmes wird die regionale Zusammenarbeit von Vereinen mit Kindergärten und Schulen gefördert - mit dem Ziel, durch ein ganzjähriges und regelmäßiges Sport- und Ernährungsprogramm, Kindern Spaß an der Bewegung zu vermitteln und sie an den Schneesport heranzuführen. Weitere Angebote sind die Plattform Dein Winter.Dein Sport uvm.
  • Go Snow heißt das Pendant in der Schweiz. Der Verein Schneesportinitiative Schweiz, eine öffentlich-privaten Partnerschaft u.a. mit Seilbahnen Schweiz uvm. bringt damit Schulkinder in die Skigebiete organisiert Schneesportlager bzw. -tagen und fördert damit ebenfalls den Zugang zum Schneesport.
  • Beim Kids Snow Day in Südtirol können Kinder einen Tag lang landesweit kostenlos verschiedene Wintersportarten ausprobieren. Im vergangenen Jahr folgten über 3.500 Kinder der Einladung der Landesberufskammer der Skilehrer und des Verbandes der Seilbahnunternehmer Südtirol. Viele weitere auch lokale Angebote es in Südtirol noch gibt, erfahrt in der oben verlinkten Sammlung.
  • Auch in Österreich gibt es zahlreiche Programme wie Sonderpreise von Bergbahnen, Strategien in Bundesländern wie Alpines Sportland Tirol oder die Serviceplattform wispowo als Informationsdrehscheibe und Unterstützung zur Umsetzung von Wintersportwochen. Sie wird u.a. von Bundesministerien, Wirtschaftskammer (FV Tourismus & Freizeit sowie FV Seilbahnen), Sportverbänden wie dem Österreichischen Skiverband und der Allianz Zukunft Winter getragen.

 

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Dass ein Zusammenspiel von öffentlicher Hand, Bildungseinrichtung und privaten Betrieben auch auf lokaler Ebene viel bewegen kann, zeigt eine Initiative im Zillertal. Vitalpin Geschäftsführerin Theresa Haid hat sich vor Ort mit den Akteuren getroffen und berichtet in dem folgenden Video:

#alpsunseen Episode 1: Babies on skis

Das Programm bringt beispielsweise alle Kinder der Region im Kindergartenalter eine Woche lang kostengünstig auf die Skipisten. Nach dem Lokalaugenschein zeigt sich Haid, die selbst Mutter einer Tochter dieser Altersgruppe ist, beeindruckt:

Theresa Haid

Theresa Haid

„Die Kinder werden nicht nur motorisch gefördert, sondern auch persönlich gestärkt. Und der Zusammenhalt in der Gruppe verbessert sich auch.“

Wie geht es also weiter mit unserer jungen Generation? Es ist die Verantwortung der Erwachsenen, dass Kinder wieder zurück zur Bewegung und einer physischen und psychischen Gesundheit finden. Die vielen Initiativen im Alpenraum und der Einsatz der Sportvereine geben Hoffnung für die Zeit nach der Krise.

Vitalpin