Blog | VITALPIN Länderforum Österreich

VITALPIN Länderforum Österreich

VITALPIN Länderforum Österreich
Katja Jast 3. Oktober 2024

Am 3. Oktober 2024 fand das 1. Länderforum Österreich bei der Firma hollu in Zirl statt. Unter dem Leitthema "Ressourceneffizienz im Tourismus: Bau & Betrieb" diskutierten Experten und Teilnehmer aus der Branche in einem interaktiven Setting über die Herausforderungen und Möglichkeiten nachhaltiger Ressourcennutzung im Tourismus. Die Veranstaltung bot wertvolle Einblicke in Best Practices und innovative Lösungsansätze, die für die Branche von großer Relevanz sind.

Im beigefügten Nachbericht finden Sie die zentralen Themen und Ergebnisse des Forums.

Programm:

Nach einer Besichtigung des Naturerholungsparks der Firma hollu und der Begrüßung durch VITALPIN-Obmann Elmar Pichler Rolle und Geschäftsführer Manuel Lutz wurde die Thematik "Ressourceneffizienz im Tourismus: Bau & Betrieb" durch kurze, inspirierende Impulsvorträge eingeführt. Die Vorträge gaben einen Überblick über die aktuellen Herausforderungen und möglichen Ansätze und stimmten die Teilnehmer auf die vertiefenden Diskussionen im Anschluss ein.

 

Zusammenfassung:

Beim 1. Tiroler Länder-Mitglieder-Forum von Vitalpin am 3. Oktober 2024 stand die effiziente Ressourcennutzung im Tourismus im Fokus. Experten und Unternehmer kamen bei der Firma hollu in Zirl, Vorzeigeunternehmen für Ressourceneffizienz, zusammen, um über die Herausforderungen und Chancen nachhaltigen wirtschaften in den Alpen zu diskutieren. Elmar Pichler Rolle, Obmann von Vitalpin, betonte die Notwendigkeit, Tourismus und Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen: „Wir wollen, dass man in den Alpen gut leben und auch gut wirtschaften kann.“ Manuel Lutz, Geschäftsführer von Vitalpin, unterstrich, dass Sparsamkeit im Umgang mit Ressourcen essenziell sei, um im Alpenraum zu bestehen. Simon Meinschad, Geschäftsführer der Firma hollu, wies auf die unterschätzte Bedeutung von Ressourceneffizienz hin: „Die Wirtschaft ist Teil der Gesellschaft. Das muss im Einklang funktionieren.“

Nach vier inspirierenden Vorträgen, die unterschiedliche thematische Bereiche abdeckten, wurde das World Café-Format gewählt, um die Diskussionen zu vertiefen. Die Teilnehmer konnten an verschiedenen Diskussionstischen gezielt auf unterschiedliche Themenaspekte eingehen. Das interaktive Format förderte den offenen Dialog, ermöglichte den Austausch von Perspektiven und führte zu kollektiven Lösungsansätzen.

Von links nach rechts Stephan Mösl, Clemens Unterberger, Simon Meinschad, Elmar Pichler Rolle, Michael Haberl, Manuel Lutz und Josef Peer  ©Andrea Frischauf
Von links nach rechts Stephan Mösl, Clemens Unterberger, Simon Meinschad, Elmar Pichler Rolle, Michael Haberl, Manuel Lutz und Josef Peer ©Andrea Frischauf

1. Ressourceneffizienz im Bau

Innovative Ansätze und Best Practices zur Minimierung des Ressourcenverbrauchs im Bauwesen wurden besprochen.

Die Tourismusbranche spielt eine bedeutende Rolle im Bauwesen, sieht sich jedoch zunehmend mit neuen Herausforderungen im Hinblick auf nachhaltiges Bauen konfrontiert. Im World-Café wurde schnell klar, dass die Gesetzgebung dabei einen entscheidenden Faktor darstellt und die Umsetzung vieler Projekte oft behindert. Besonders der Einsatz von CO2-reduziertem Beton, der laut Mösl das Potenzial hat, den CO2-Ausstoß um bis zu 50% zu senken, stößt auf bürokratische Hürden. Eine bundesweite Klasseneinteilung für Beton fehlt, was die Planung und Berechnung von Einsparungen erschwert. Es mangelt an klaren Vorgaben zu CSC-Zertifizierungen und Klasseneinteilungen, die für eine nachhaltige Bauweise notwendig sind.

Diese Unklarheiten führen dazu, dass die Planung für touristische Betriebe deutlich komplizierter wird. Es wird deutlich, dass die Politik handeln und die Regularien anpassen muss, um den Weg für nachhaltige Bauprojekte zu ebnen und so den Tourismus auf eine zukunftsfähige Basis zu stellen.

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„Gemeinsam finden wir Lösungen und können somit zusammen nachhaltigere Gebäude erschaffen“ - Stefan Mösel

2. Ressourceneffizienz im Betrieb

Strategien zur Optimierung von Abläufen in Tourismusbetrieben standen im Mittelpunkt. Hier ging es um Abfallreduktion, Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft.

© Andrea Frischauf
© Andrea Frischauf

„Die gesamtheitliche Betrachtung ist bei der Ressourceneffizienz wichtig. Der Einklang von natürlichen, finanziellen und personellen Ressourcen ist auf lange Sicht entscheidend“ - Clemens Unterberger Bei Hollu verfolgt Unterberger einen ganzheitlichen Ansatz im Einklang mit den SDGs, der sich auch in den Diskussionen des World-Cafés widerspiegelt. Ein zentrales Element ist die Einbindung der Mitarbeitenden in den Veränderungsprozess, da nur durch ihre aktive Teilnahme nachhaltige Veränderungen möglich sind. Nachhaltigkeit muss nicht nur im ökologischen, sondern auch im personellen Bereich gelebt werden, indem besonders auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden geachtet wird.

Selbst kleine Maßnahmen können dabei eine große Wirkung entfalten. Dazu zählen die Reduzierung von Abfall, die Förderung der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel für den Arbeitsweg und eine effizientere Tourenplanung in der Logistik. Voraussetzung für den Erfolg solcher Maßnahmen ist jedoch eine genaue Erfassung und Analyse der Daten. Nur durch kontinuierliche Messungen lässt sich die Wirksamkeit der ergriffenen Schritte überprüfen, was nicht nur bei der Bewertung, sondern auch bei der Planung zukünftiger Maßnahmen entscheidend hilft. So wird eine fundierte Grundlage für nachhaltige Entscheidungen geschaffen.

3. Regulatorik

Die Herausforderungen und Chancen der Gesetzgebung für ressourcenschonende Praktiken im Tourismus wurden diskutiert.

Peer brachte es auf den Punkt: Die Regulatorik bleibt häufig hinter den Anforderungen zurück, und die langen Verfahren mit zahlreichen Sachverständigen stellen touristische Betriebe vor große Herausforderungen. Als Lösung schlägt er eine Schnittstelle zwischen Juristen und Bauexperten vor. Durch gezieltes Lobbying könne eine starke und einheitliche Stimme entstehen, die sich für die Schaffung sinnvoller Rahmenbedingungen einsetzt. Dies würde nicht nur den Druck durch die aufwendige und teure Berichtslage verringern, sondern auch eine klare Richtung für zukünftige Bauprojekte im Tourismus aufzeigen.

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„Es braucht eine starke und einheitliche Stimme“ - Josef Peer

Im Gespräch mit Vitalpin-Obmann Elmar Pichler Rolle wurde zudem betont, wie wichtig es ist, dass die Politik die besonderen Bedingungen des Alpenraums anerkennt. Nur so kann die Kulturlandschaft langfristig geschützt und gleichzeitig eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung gewährleistet werden.

4. Technologie:

Neue technologische Entwicklungen, die zur Verbesserung der Ressourceneffizienz beitragen können, wurden beleuchtet.

 

© Andrea Frischauf
© Andrea Frischauf

„Das Ziel muss eine ressourceneffiziente, nachhaltige und bedürfnisgerechte Mobilität mit gleichzeitig weniger Verkehr sein“ - Michael Haberl

Die Sammlung von Daten um die touristische Mobilität nachhaltiger zu gestalten war ein zentrales Thema. Die Diskussion zur Nutzung von Big Data und Künstlicher Intelligenz im Tourismus zeigte schnell, dass viele Regionen das Potenzial dieser Technologien noch nicht ausschöpfen. Zudem besteht oftmals die Annahme, bereits ausreichend über das Mobilitätsverhalten am Tourismusstandort informiert zu sein. Doch nicht selten ist das lediglich eine subjektive Sicht der Dinge und objektive Kennwerte der Mobilität können einen wichtigen Beitrag hinzu einem ressourceneffizienten Verkehrsverhalten und nachhaltigem Mobilitätsangebot liefern.

Im World-Café wurden verschiedene Möglichkeiten erörtert, wie Daten gewinnbringend eingesetzt werden könnten. Ein Beispiel ist die Einführung eines Dynamic-Pricing-Modells, das die Auslastung des öffentlichen Nahverkehrs verbessern könnte. Darüber hinaus könnten Daten als wertvolles Planungstool dienen, um Prognosen zu Verkehrsspitzen zu erstellen und den Verkehr entsprechend besser zu steuern. Trotz der vielversprechenden Ansätze bleiben Herausforderungen wie unstrukturierte Daten und das bekannte Problem der „letzten Meile“ bestehen. Dennoch wird deutlich, dass die Nutzung von Daten und neuen Technologien zu vielseitigen und ganzheitlichen Lösungsansätzen im Tourismus beitragen kann.

ÜBER DIE AUTORIN

ÜBER DIE AUTORIN

Katja ist seit 2024 Mitglied im VITALPIN-Team. Sie ist regelmäßig auf verschiedenen Veranstaltungen unterwegs, um die aktuellsten Insights der Branche zu sammeln. Neben der Teilnahme an Events plant sie auch eigene Veranstaltungen und entwickelt neuen Content für den VITALPIN-Blog. So sorgt sie dafür, dass alle Mitglieder und Interessierten gut informiert und auf dem neuesten Stand sind.

Kontakt: katja.jast@vitalpin.org

 

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