Blog | Wie sich Skifahren und Umweltschutz vereinbaren lassen

Wie sich Skifahren und Umweltschutz vereinbaren lassen

Wie sich Skifahren und Umweltschutz vereinbaren lassen
Gastautor | Simon Guggi 31. März 2023

Der Skisport ist in der öffentlichen Meinung aktuell harter Kritik ausgesetzt. Die Berichterstattung in diversen deutschsprachigen Medien legt den Schluss nahe, dass Skifahren die Natur belastet und sie für künftige Generationen zerstört.

Die Meinungsmacher zeichnen ein Bild, in dem der Skitourismus im Alpenraum nicht der Leidtragende, sondern der alleinige Verursacher des Klimawandels ist. Unsere gesamte Branche ist gefordert, intensive Aufklärungsarbeit zu leisten und diese verzerrte Darstellung mit Fakten zu berichtigen. Wir, die Snow Space Salzburg Bergbahnen, veröffentlichen deshalb unsere CO2-Bilanz und setzen es uns ausdrücklich zum Ziel, bis zur Wintersaison 2025/26 klimaneutral zu werden.

Simon Guggi, Marketingleiter und Nachhaltigkeits-Verantwortlicher

Simon Guggi, Marketingleiter und Nachhaltigkeits-Verantwortlicher

„Dieses ambitionierte Ziel möchten wir komplett ohne Kompensationszahlungen in internationale Fonds schaffen."

Die Förderung dieser oftmals auf der Südhalbkugel angelegten Klimaprojekte zum Ausgleich der eigenen CO2-Emissionen ist zwar per se nicht verwerflich, es führt uns aber langfristig nicht auf den richtigen Weg. Wir müssen das Business-Modell Wintertourismus neu denken bzw. in Richtung Klimafitness weiterentwickeln. Deswegen sind wir motiviert, die angestrebte Klimaneutralität ausschließlich durch einen ökologisch verträglichen Skibetrieb und regionale Ausgleichsmaßnahmen zu erreichen.

Mit einem 3-Säulen-Modell zur Klimaneutralität

Bereits im Jahr 2020 haben wir in Zusammenarbeit mit einem externen Beratungsinstitut eine umfassende CO2-Bilanz unseres Betriebs erstellt, um eine Bestandsaufnahme zu machen und Optimierungspotenziale zu finden. Gleichzeitig haben wir einen wissenschaftlichen Beirat gegründet, dessen Aufgabe es ist, auf Grundlage der Ist-Situation unseres Unternehmens und unter Einbezug des aktuellen Forschungsstandes zielführende Konzepte zu erarbeiten. Anhand eines 3-Säulen-Modells, welches die Bereiche „Gästeverhalten“, „Ökologie im Skigebiet“ und „technischer Umweltschutz“ umfasst, werden seither Projekte umgesetzt, um bis zur Wintersaison 2025/26 klimaneutral zu werden.

Foto: Snow Space Salzburg
Foto: Snow Space Salzburg

1. Säule

Gästeverhalten / An- & Abreise im Skigebiet

Der entscheidendste Faktor im Hinblick auf Nachhaltigkeit im Skisport ist das Gästeverhalten.

Wie die Energiebilanz der Bergbahnen und auch andere Studien zeigen, fällt der größte Teil der CO2-Emissionen an einem Skitag bzw. Skiurlaub, nämlich rund 70 Prozent, auf die An- und Abreise.

Deswegen setzen wir auf eine transparente Kommunikation und Aufklärung der Gäste, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass einer der größten Hebel in ihren Händen liegt. Natürlich nehmen wir unseren Teil der Verantwortung wahr und bieten unseren Skigästen eine umweltverträgliche An- und Abreisemöglichkeit.

Wir kooperieren intensiv mit den ÖBB, um das Angebot entsprechend auszubauen und attraktiv zu gestalten. Gäste profitieren in der Wintersaison 2022/23 beispielsweise von einer kostenlosen Zugverbindung im Bundesland Salzburg, die von Tagesgästen wie auch Skiurlaubern für die An- und Abreise genutzt werden kann. Beim Kauf eines Online-Skitickets in unserem Webshop kann das kostenlose Zugticket für das gesamte Bundesland gleich mitgebucht werden.

Dieses Projekt wird von Snow Space Salzburg eigenständig finanziert und findet in der laufenden Saison bereits positiven Anklang. Die ersten Erfahrungsberichte von Skigästen heben die gute Taktung und Erreichbarkeit hervor.

Wir verhandeln auch immer wieder den Ausbau der Langstreckenverbindungen für unsere Skigäste. Nicht zuletzt wurden die E-Ladestationen im Skigebiet erweitert, um Reisenden, die bereits auf E-Mobilität setzen, entsprechende Lademöglichkeiten zu bieten. Diese Ladestationen werden natürlich mit Ökostrom betrieben.

Beirat für Umwelt, Klima und Biodiversität | Foto: Snow Space Salzburg
Beirat für Umwelt, Klima und Biodiversität | Foto: Snow Space Salzburg

2. Säule

Ökologie im Skigebiet

Unter der Leitung von Prof. Ulrike Pröbstl-Haider wurden Pistenkartierungen im Skigebietsteil Flachau, St. Johann/Pongau und Eben durchgeführt, um die durch den Skibetrieb verursachten Beeinträchtigungen zu identifizieren und unterschiedliche Bewirtschaftungsformen für die Pistenflächen zu prüfen.


Das Ergebnis dieser Kartierungen reiht sich in die aktuelle Forschungslage ein: Die Biodiversität auf den untersuchten Pistenabschnitten ist hoch und die Bodenbeschädigungen begrenzen sich auf ein unbedenkliches Ausmaß.

Wir wissen außerdem aus diversen Studien, dass die Vermeidung von Monokulturen sowie die Förderung von hoher Gräser- und Pflanzenvielfalt helfen können, die Aufnahmefähigkeit des Boden von CO2 deutlich zu erhöhen. Da wir als Bergbahnen auch im Sommer positiv einwirken wollen, stehen wir in engem Austausch mit unseren Grundbesitzern und geben die gewonnenen Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen werden an sie weiter, damit sie die Bodenbewirtschaftung in dieser Zeit optimieren können.

Weiters fällt der ökologische Anlagen- und Pistenbau in diesen Bereich. Hier wird mit einem Experten für Naturraummanagement zusammengearbeitet, um die Bauprojekte bestmöglich im Sinne einer Belastungsminimierung für die örtlich ansässige Fauna und Flora umzusetzen.

Foto: Snow Space Salzburg
Foto: Snow Space Salzburg

3. Säule

Technischer Umweltschutz

Die CO2-Bilanz der Snow Space Bergbahnen zeigt, dass durch die Verwendung von 100 % Ökostrom bereits 70 % der CO2-Emissionen eingespart werden.

Der größte Teil der noch verursachten Emissionen, nämlich 64 %, fällt auf den Fuhrpark. Deswegen führen wir in der Wintersaison 2022/23 einen Testbetrieb mit einem HVO-Kraftstoff, sprich einem synthetischen Kraftstoff, durch.

Die Pistenraupen in Flachau werden mit diesem speziellen HVO-Kraftstoff betankt, wodurch 90 % der Emissionen im Vergleich zum Dieselantrieb eingespart werden. Außerdem arbeiten wir eng mit den beiden führenden Pistenraupenherstellern zusammen, um die Entwicklung alternativer Antriebstechnologien zu fördern.

Im Rahmen des AUDI FIS Skiweltcup Damen Nachslaloms in Flachau im Jänner 2023 kam beispielsweise die weltweit erste wasserstoffbetriebene Pistenraupe von Prinoth zum Einsatz. Wasserstoff bietet als Antriebsform insofern einen großen Vorteil, da überschüssige Wind- und Wasserkraft-Energie in diesen umgewandelt und gespeichert werden kann. Er dient demnach auch als langfristiger Energiespeicher. Als nächsten Schritt werden wir die gesamte Infrastruktur im Skigebiet auf den H2-Antrieb vorbereiten, damit wir bis zur vollen Marktreife dieser Technologie gerüstet sind. Somit haben wir die Möglichkeit, langfristig als Region energieautark zu werden.

Zum Bereich „Fuhrpark“ innerhalb des 3-Säulen-Modells zählt auch die Mitarbeitermobilität. Aktuell werden bereits 9 Mitarbeitershuttles mit E-Technologie betrieben, die dank des eingesetzten Ökostroms keinen weiteren CO2-Ausstoß verursachen. Künftig soll auch die Skibusflotte auf E-Antrieb umgerüstet werden.

 

Innovationsführer & Taktgeber

Als Seilbahnunternehmen sind wir in vielerlei Hinsicht Innovationsführer und Taktgeber des in Österreich so wichtigen Wirtschaftssektors Wintersport. Es ist sehr zu begrüßen, dass bereits ein Bewusstsein für die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit in der Branche vorhanden ist und viele Bergbahnen mit interessanten Projekten auf sich aufmerksam machen. Nun sind die Verbände und Branchenvertreter gefragt, eine sinnvolle Vernetzung der einzelnen Ideengeber zu schaffen und Handlungsempfehlungen für die gesamte Branche zu erarbeiten. Außerdem müssen wir gemeinsam unsere Kommunikation nach außen verbessern und den vielen Mythen und falschen Behauptungen mit Fakten entgegenwirken.

Über den Autor

Über den Autor

Simon Guggi ist Marketingleiter und Nachhaltigkeits-Verantwortlicher der Snow Space Salzburg Bergbahnen. Das Thema Umweltschutz in den Seilbahnbetrieb zu verankern ist nicht nur seine Aufgabe als Projektleiter, sondern auch ein persönliches Anliegen. Die Snow Space Salzburg Bergbahnen sind eine der größten Seilbahnunternehmen Österreichs und für ihre Innovationskraft bekannt.

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